G.G. von Bülow
Schriftstellerin / Writer

Myrta Köhler, Journalistin, Berlin; 22.10.2010

"Die Tagediebin macht es vor: das Leben im hart erarbeiteten Müßiggang. Hingebungsvoll ist sie damit beschäftigt, ihrer Inspiration alle Türen offen zuhalten – vor allem die Hintertür, durch die sich zuvor der Arbeitswille verabschiedet hat. Oder doch wenigstens der Wille, sich einer bürgerlichen Existenz zu unterwerfen. In ihrer Haltung angelehnt an „Bruder Taugenichts“, fliegt sie zwischen kreativen Schüben und schöpferischen Krisen über die Niederungen des Alltags. 

Kurzweilig und amüsant schildert die „Lebenskünstlerin“ ihre Suche nach dem großen Durchbruch. Ob auf Ibiza, in New York, in Kopenhagen oder Paris, ob im Kampf mit der Schreibmaschine oder auf der Galopprennbahn – das Ziel ist immer dasselbe: „Soviel Freiheit wie möglich genießen.“

Angesiedelt sind die neun Geschichten im Zeitraum der 1960er und 70er Jahre – und haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Wer in Zeiten der Wirtschaftskrise und des steigenden Goldpreises von finanziellen Zweifeln geplagt wird, findet in diesem Buch eine humorvolle Sicht auf die Dinge, und trotz allen Gottvertrauens gelangt die Protagonistin zu der lakonischen Erkenntnis: „Was nützt der Papst meinem Geschäft, wenn es sich um Präservative handelt!“

Obwohl die Texte zweifellos autobiographisch gefärbt sind, erkennt der Leser sich in mehr als nur einem Moment schmunzelnd wieder. Die Autorin G.G. von Bülow komponierte ein farbenfrohes Buch – sich selbst liebevoll auf den Arm nehmend, das Leben umarmend. Zum Schluss wird der Leser der Tagediebin zustimmen, wenn sie den Philosophen Bias (6.Jhdt.v.Chr.) zitiert: „Ortswechsel belehrt weder den Verstand, noch nimmt er einem den Unverstand."

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